Klapa-Berlin (Klapa)

Wie sehr einzelne Menschen das Weiterleben musikalischer Traditionen beeinflussen können, zeigt sich am Beispiel von „Klapa Musik“ in Berlin. Diese aus Dalmatien stammende polyphone a capella-Musik wurde von Božo Maric, einem aus Dalmatien an die kroatisch-katholische Mission Berlin entsandten Priester, mitgebracht.

 

Maric gründete 1995 die erste Klapa-Formation, unternahm mit ihr Reisen nach Kroatien zu Klapa-Festivals und trat mit der Gruppe in verschiedenen kroatischen Gemeinden in Deutschland auf. Der Priester verließ die Stadt bereits drei Jahre später, aber die dalmatinische Musik ist in Berlin geblieben und das Ensemble seither – mit einer zeitlichen Unterbrechung – sogar gewachsen. Heute singt der Chor Lieder, die die Sänger aus ihrer Kindheit und Jugend kennen, von ihren Eltern und Großeltern, und von alten Kassetten, die sie im Urlaub in Kroatien gekauft haben.

Klapa-Berlin „PROJDEN KROZ PASIKE“


Projden kroz pasike, sa družbon veselon / Ozgar me posipje, murtilon zelenon /     Murtilon zelenon, moje milo zlato. 

Ich ging durch die Gassen mit meiner lustigen Gefolgschaft / Von oben herab bewarf man mich, mit grünen Blüten / Mit grünen Blüten, mein lieber Schatz

Klapa-Berlin „Ju Te Sam Se“


Ju te san se zaljubijo / Druge ne bi poželijo / Cesarica da bi bila.

In dich hab ich mich verliebt / Eine andere würd’ ich nie wollen / Auch wenn’s eine Kaiserin wär'.
 

Die Musik

Gesungen wird zu Weihnachten, in der Kirche und beim Boccia

Beide für die „Heimatlieder“ aufgenommen Lieder gehören zum klassischen Klapa-Repertoire. Die Texte sind in einem altdalmatinischen Dialekt geschrieben, einem Dialekt, den heute so niemand mehr spricht, den aber Kroaten aus dem Süden noch verstehen können. Klapa-Lieder wurden lange Zeit nur mündlich überliefert, und deshalb kann bei den meisten Stücken niemand so genau sagen, wann sie entstanden sind und wer sie geschrieben hat. 

Bekannt ist Klapa-Musik seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Gesangsstil entwickelte sich entlang des dalmatinischen Küstenstreifens und den davor liegenden Inseln. Konkrete musikalische Wurzeln von Klapa sind nicht belegbar. Der kroatische Ethnomusikologe und Klapa-Sänger Joško Ćaleta vermutet sie unter anderem im Freizeitgesang, unabhängig von politischen oder kirchlichen Zusammenhängen. Heute steht die Bezeichnung „Klapa“ synonym für den mehrstimmigen a cappella-Volksgesang, bei dem die Melodie und die passenden Harmonien die Musik tragen und der Rhythmus eine eher untergeordnete Rolle spielt. Klapa-Musik wird gesungen, wenn Familie und Freunde zusammen kommen: bei Festen, Weihnachten, Taufen, Hochzeiten, beim Boccia spielen.

Als Kroatien noch eine Teilrepublik Jugoslawiens war, hatte diese Musik regionalen Volksmusikcharakter. Seit 1967 treffen sich einmal im Jahr Klapa-Sänger aus der ganzen Welt beim dalmatinischen Klapa-Festival in Omiš. Hier treten sowohl Profis als auch Amateure auf. Lange sangen dort nur reine Männer-Formationen, stimmlich gegliedert in einen Solotenor, weitere Tenöre, Baritone und Bässe. In den letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren wurde Klapa-Musik in Kroatien immer populärer. Frauen-Chöre entstanden, junge Menschen interessieren sich für den traditionellen Gesang und entwickeln ihn mit instrumenteller Begleitung weiter. Klapa wurde sogar 2012 zum immateriellen Unseco-Weltkulturerbe ernannt. Beim Eurovision-Contest 2013 wird Kroatien durch eine Klapa vertreten sein, die aus Sängern aus verschiedenen Klapa-Chören zusammengesetzt ist.

Der Chor

Die Klapa Berlin

Die „Klapa Berlin“ Mitglieder verstehen sich als Puristen, möchten Klapa vor allem a cappella singen, ganz ohne instrumentale Begleitung. Heute besteht die Gruppe aus zehn Sängern zwischen 30 und 50 Jahren, wobei noch fünf Mitglieder der „Ursprungs-Klapa“ mit dabei sind. In dieser Formation singen sie seit 2011. Getroffen haben sich alle in der kroatisch-katholischen Gemeinde Berlin. Ihre Auftritte haben sie sowohl im Rahmen der Gemeinde, als auch auf Messen, Weihnachtsmärkten, Vernissagen, an Feiertagen in der Kirche oder in der kroatischen Botschaft für Staatsempfänge wie beim Besuch des aktuellen Präsidenten Kroatiens, des Parlamentspräsidenten oder auch im Zuge einer Preisverleihung zu Ehren des ehemaligen deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher. Der Akustik wegen singen sie auch an ungewöhnlichen Orten wie Bahnhöfen, unter Brücken oder vor dem Brandenburger Tor.